Von natürlicher Unberührtheit in den Massentourismus – Nariz del Diablo
27 03 2011Der letzte Eintrag ist ja eine ganze Weile her! Jetzt sitzen wir in einem Café in Quito und müssen bis zu unserem nächsten Bustransfer einige Stunden rumkriegen. Und in der Zwischenzeit ist so viel passiert, dass ein Blogeintrag überhaupt nicht ausreicht. Daher werde ich für jedes Erlebnis einen eigenen Eintrag verfassen – um der Übersicht Genüge zu tun.
Als wir nun also das Gefühl jeden Morgen in nasse Hosen, Socken und Gummistiefel zu schlüpfen, Affenkacke und die Abwesenheit jeglicher Infomationsquellen satt hatten, stand einiges auf unserem Programm. Angefangen mit der Fahrt zur Nariz del Diablo. Dabei sitzt man auf dem Dach eines Zuges, der im ZikZak durch die Anden fährt – so zumindest die Beschreibung im Lonely Planet und anderen einschlägigen Reiseführern. James aus England, der ebenfalls ein Volontariat in Merazonia beendet hatte, wollte auch zu eben dieser Teufelsnase, also schloss er sich uns an.
Und wiedermal lief alles glatt. Nachdem uns das Taxi aus dem Dschungel in das nächste Dorf gebracht hat, fuhr auch sofort der nächste Bus nach Riobamba – dem Startpunkt des Zuges. Ankunft in Riobamba war gegen 20Uhr. Also wie immer Hostel suchen, schnell was essen und dann ab ins Bett. So war der Plan. Was gegessen haben wir, doch als man uns sagte, dass der Zug gar nicht mehr von Riobamba fährt, sondern von Alausi aus, hieß das für uns wieder ein Taxi suchen, am Bus Terminal die Tickets holen, ein schnelles Bier zischen und dann ab zur Destination. In Alausi sind wir gegen Mitternacht angekommen. Und was soll ich sagen?! Alausi hat eine Hauptstraße und einen kleinen Bahnhof … das war’s dann auch schon. Nirgends war ein Mensch, ein Auto oder auch nur ein Geräusch zu vernehmen. Und wir hatten keinen Plan, wo wir schlafen sollten. Doch dann sahen wir ein Hostel, das aber bereits alle Schotten dicht gemacht hat. Eine Klingel am Eingang rief den Hotelboy. Schnell runtergehandelt auf 10$ die Nacht – Elektrizität, ein Porzellanklo … super!!!
Am nächsten Morgen hieß es die Stadt zuerkunden und ein schnelles Frühstück einnehmen. 3$ für Instantkaffee (war lecker) und ein kleines Brötchen mit Strichkäse (nicht so lecker) waren irgendwie zu viel, dachten wir uns. Aber egal, zur Zugstation die Tickets holen und dann die Kameras einsacken, wenn der Zug gegen 9Uhr den Bahnhof verlässt. Doch irgendwie wird es dann doch immer stressiger, als wir es uns wünschen. Denn als wir kurz vor 8Uhr (mit vermeintlich großem Zeitpolster) am Schalter stehen, heißt es, der Zug fährt in wenigen Minuten. Verdammt. Also muss die Kameraausrüstung, die wir gerade dabei hatten ausreichen. Naja, nützt ja nichts!
Die wenigen Minuten vor der Abfahrt konnten wir eine deutsche Reisegruppe ( 🙁 ) beobachten, wie sie die ecuadoranischen Frauen in ihren Trachten abgelichtet hatten, als wären sie im Zoo. Den einheimischen Frauen war das sichtlich unangenehm, was die Touris nicht davon abhielt, mit den Kameras weiter draufzuhalten. Ein guter Moment sich von seinen Landsleuten zu distanzieren!
Die Fahrt an sich spar ich mir hier, weil wir eben nicht auf dem Dach des Zugs sitzen durften (2 Japaner sind wohl vor einiger Zeit auf dem Dach von einem Draht enthauptet wurden) und wir so mitten in der Reisegruppe gelandet sind. Die ganze Geschichte war völligst auf Tourismus gebürstet, was wir ja nun eigentlich nicht wollten. Ein Reiseführer erklärte auf englisch und spanisch, was wir links und rechts sehen, und dass es früher sein größter Traum war, selbst Lokführer des Zugs am Nariz del Diablos zu sein (ja genau) … am Zielbahnhof mussten „authentische Ecuadorianer“ für die Touristen stundenlang tanzen, welche wiederum in der Zwischenzeit mit Kaffee und Sandwiches versorgt wurden.
Hier einige Bilder von unserer Arbeit in Merazonia und der Tour an der Teufelsnase:
Ziemlich enttäuscht von diesem ursprünglichen Highlight auf unserer Liste, haben wir schnell die Segel gestrichen, uns von James verabschiedet und sind Richtung Küste nach Puerto Lopez aufgebrochen. Dort wollen wir zur Isla de la Plata – dem „Galapagos für Arme“. Hoffentlich wird das besser 😉
grins:D… kanns mir bildlich vorstellen
Rückflug schneidet leider zu stark ein – hab scho´ geschaut…
haut rein, jungs… bin in Gedanken bei euch 🙂